Wie Sie Gutes tun und spenden, ganz einfach mit Geld, Dingen oder Know-how und Zeit

Etwas zurückgeben aus Dankbarkeit für das eigene gelungene Leben oder konkret Menschen oder Tieren in Notsituationen helfen – das wollen viele – nicht nur zur Weihnachtszeit. Da ich oft über Geld spreche, werde ich häufig gefragt, wie man wirkungsvoll helfen und spenden kann. Daher habe ich mich in meinem Netzwerk umgehört und berichte Ihnen in diesem Artikel über gelebte Spendenpraxis und kreative Ideen, um auch ohne Geld Gutes zu tun.

Wofür soll ich spenden?

Diese Frage höre ich oft. Den passenden Spendenzweck zu finden ist gar nicht so einfach, nicht wahr? Schließlich gibt es viele Hilfsorganisationen, die unsere Unterstützung verdienen. Schauen wir uns einmal an, wo wir helfen können und wie die Deutschen in den ersten drei Quartalen des Jahre 2023 ihre Schwerpunkte gesetzt haben:

  • Die Humanitäre Hilfe stellt mit 76,8 Prozent den Hauptanteil am Gesamtspendenvolumen. In den ersten neun Monaten von 2023 wurden Einnahmen in Höhe von 2,421 Milliarden Euro verzeichnet. Den größten Anteil daran macht mit 689 Millionen Euro die Unterkategorie Not- und Katastrophenhilfe aus.
  • Die internationale Hilfeleistung kann ihren Marktanteil, den sie im Jahr des beginnenden Ukraine-Krieges von 34 Prozent auf 50 Prozent ausgebaut hatte, wiederholen. Einnahmen für nationale/deutschlandweite Projekte verzeichnen einen Anteil von 20 Prozent. Lokale Projekte kommen seit vielen Jahren auf einen Marktanteil von ca. 30 Prozent, in diesem Jahr auf 29 Prozent.
  • Außerhalb der humanitären Hilfe (Kultur- und Denkmalpflege; Natur-, Umwelt- und Klimaschutz; Tierschutz; Sport; Sonstiges) haben die Deutschen in den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 weniger gespendet als im Vergleichszeitraum 2022. Waren es im Vorjahr noch 884 Millionen Euro, sind es im Jahr 2023 bisher 731 Millionen Euro. Die viel diskutierten Themen Natur-, Umwelt- und Klimaschutz machen mit rund 92 Millionen Euro nur 2,9 Prozent des gesamten Spendenvolumens aus. (Quelle: Deutscher Spendenrat)

Und nun zu Ihrer Frage, wem Sie etwas spenden können: Schauen Sie einfach, welcher Spendenzweck Sie spontan am stärksten anspricht. Vielleicht haben Sie in der Familie oder Ihrem Bekanntenkreis Betroffene mit einer besonderen Krankheit? Oder vielleicht steckt in Ihrer eigenen Familiengeschichte oder Biografie eine Geschichte, die Sie zu einer besonderen Organisation hinzieht? Ich persönlich unterstütze seit vielen Jahren die Aktion Sternstunden des Bayerischen Rundfunks, weil hier der Verwaltungsanteil bei den Ausgaben besonders niedrig ist und in meinen Augen wirklich sinnvolle Hilfe für Kinder in Not geleistet wird. Hier erfahren Sie mehr über diese Organisation: https://www.sternstunden.de/

Wie finde ich eine seriöse Spendenorganisation?

Mein Herz gewinnen vor allem zuverlässige und transparent arbeitende Spendenorganisationen, die unter Einhaltung ethischer Grundsätze nachvollziehbare Projekte zur Linderung der Not der Menschen im In- und Ausland unterstützen. Mir ist es wichtig, dass über die Verwendung der Spenden freiwillig und für jeden überprüfbar Rechenschaft ablegt wird.

Zahlreiche Spenden-Projekte und Hilfsorganisationen werden z.B. in der Mitgliederliste des Deutschen Spendenrats unter www.spendenrat.de vorgestellt. Der deutsche Spenden-TÜV – das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) – bietet eine praktische Suchmaschine für Anlaufstellen, die sogar Organisationen ohne DZI-Siegel erfasst.

Das DZI vergibt ein DZI Siegel jeweils für ein Jahr an Hilfsorganisationen, die Finanzen und Werbung freiwillig überprüfen lassen. Von bundesweit rund 600.000 gemeinnützigen Vereinen und Stiftungen tragen derzeit ca. 230 das DZI Siegel. Um das DZI-Siegel zu erhalten, muss eine Organisation folgende Kriterien erfüllen:

  1. Jährliche Spenden: Die Organisation muss jährlich mehr als 25.000 Euro an erhaltenen Spenden nachweisen.
  2. Freiwilliger Antrag: Das DZI vergibt das Spenden-Siegel auf freiwilligen Antrag und nach umfassender, positiv durchlaufener Prüfung.
  3. Sitz in Deutschland: Das Siegel kann von Spenden sammelnden Organisationen mit Sitz in Deutschland beantragt werden.
  4. Wahre, sachliche Werbung: Die Werbung muss wahr und sachlich sein.
  5. Unabhängiges Aufsichtsorgan: Es muss ein unabhängiges Aufsichtsorgan geben.
  6. Nachprüfbare, sparsame und satzungsgemäße Verwendung der Mittel: Die Verwendung der Mittel muss nachprüfbar, sparsam und satzungsgemäß sein und die steuerrechtlichen Vorschriften beachten.
  7. Einhaltung der DZI-Standards: Die Organisation muss die DZI-Standards erfüllen, die unter anderem das Vorhandensein interner Leitungs- und Kontrollmechanismen, die Aussagekraft der Finanzberichte, die Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit sowie die Qualität des Werbe- und Informationsmaterials beinhalten.
  8. Sparsame und wirtschaftliche Mittelverwendung: Die Mittelverwendung muss insgesamt sparsam und wirtschaftlich erfolgen, wobei der Anteil der Werbe- und Verwaltungsausgaben, der an den Gesamtausgaben bemessen wird, die Obergrenze von 30 Prozent nicht übersteigen darf.

Wenn Sie sich lokal mit Ihrer Spende engagieren wollen: Fragen Sie bei der Gemeinde, im Bekanntenkreis oder örtlichen Vereinen, welche Organisationen sich um Bedürftige kümmert, z.B. bei der Obdachlosenbetreuung, Suchtprävention oder im Kinder-, Tier- und Umweltschutz.

Wie viel soll ich spenden?

Rund 14 Millionen Menschen haben im Zeitraum Januar bis September 2023 Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen gespendet. Der Betrag der durchschnittlichen Spende pro Spendenakt stellt hingegen mit 37 Euro den dritthöchsten Betrag seit 2005 dar. (Quelle: Deutscher Spendenrat)

Als Spende zählen in der Auswertung des Deutschen Spendenrats übrigens die von deutschen Privatpersonen freiwillig getätigten Geldspenden an gemeinnützige Organisationen, Hilfs- sowie Wohltätigkeitsorganisationen und Kirchen. Nicht enthalten sind Erbschaften und Unternehmensspenden, Spenden an politische Parteien und Organisationen und gerichtlich veranlasste Geldzuwendungen, Stiftungsneugründungen und Großspenden über 2.500 Euro.

Zurück zur Frage der Spendenhöhe: Vielleicht möchten Sie ja mehr spenden als 37 Euro? Wie wäre es dann mit dem zehnten Teil, so wie das vor hunderten von Jahren üblich war? Lassen Sie mich dazu etwas weiter ausholen:

  • Spenden sind so alt wie die Menschheit. Schon in der Antike gab es Formen der Unterstützung für Arme und Bedürftige. Im alten Rom wurden zum Beispiel Stiftungen und öffentliche Gebäude durch Spenden der Reichen und Mächtigen finanziert, um der Gemeinschaft etwas zurückzugeben.
  • Einige antike Zivilisationen, wie das Römische Reich oder das alte Ägypten, verfügten über staatliche Strukturen, um die Bedürfnisse der Bedürftigen zu erfüllen. Der Staat sammelte Steuern und Abgaben von den Bürgern, um Armenhäuser, Krankenhäuser oder Brotverteilungen zu finanzieren.
  • Der Begriff „Zehnt” bezeichnet eine rund zehnprozentige Steuer in Form von Geld oder Naturalien an eine geistliche oder eine weltliche Institution. Der Zehnte Teil war zum Dank für die Gaben Gottes gedacht und für den Unterhalt des Stammes Levi, dem der Tempeldienst zugewiesen war und der deshalb keinen Landbesitz hatte. Der Zehnte im Alten Testament war eine Form des Spendens, bei der die Israeliten dem Herrn einen Zehnten der Ernte und des Viehs gaben.

Aber es muss kein Zehntel sein: In meinem „1+5 Prinzip für die Finanzplanung“ schlage ich beispielsweise fünf Prozent des Nettogehalts für die Spenden vor. Oder Sie geben einfach so viel, wie es für Sie passt.

Was kann ich außer Geld noch spenden?

Nicht immer müssen es große Summen an Geld sein. Eine Umfrage in meinem Netzwerk zeigt, dass die Menschen sehr kreativ sind, wenn es darum geht, etwas Gutes zu tun und anderen zu helfen. Hier einige Beispiele, die ich in den Gesprächen mit Freunden, Bekannten und Kunden finden konnte:

  1. Eine Frau hat ihre Arbeitszeit verringert, um in ihrer gewonnenen Freizeit Menschen zu coachen, die ihre Expertise benötigen, es sich aber sonst nicht leisten konnten.
  2. Eine Familie nimmt immer wieder Pflegekinder bei sich auf.
  3. Eine Frau ist selbständig im Finanzbereich und berät eine Spendenorganisation im Rahmen ihrer Dienstleistung, ohne Honorar dafür zu verlangen.
  4. Ein Netzwerk von Marketingdienstleistern berät jeweils ein ganzes Jahr lang kostenlos eine Spendenorganisation aus dem Raum München: https://arundesach.de/
  5. Eine Frau ist Mitglied eines Rotary Clubs, der soziale Projekte sowohl in der Region als auch weltweit unterstützt. Für die Unterstützung lokaler Organisationen spenden die Club-Mitglieder auch immer wieder ihre Zeit mit „Hands-on-Projekten“ und begleiten beispielsweise Ausflüge eines Vereins, der mehrfachbehinderte Kinder und Erwachsene betreut.
  6. Ich habe zusammen mit einer Netzwerkpartnerin über einige Jahre hinweg gebrauchte Brillen und Orthesen für Menschen in Ski Lanka oder ein Feldlazarett in Syrien gesammelt und den Transport in das Land organisiert.
  7. Eine Frau übernimmt seit Jahren ehrenamtlich die Aufgabe der Sterbebegleiterin und hat viele bewegende Geschichten mit den Menschen erlebt, die sie betreut.
  8. Eine Frau liest Menschen im Seniorenheim regelmäßig aus Büchern vor.
  9. Ein Mann geht immer wieder durch den Wald seines Heimatortes und sammelt den Müll ein, den er dann zum örtlichen Wertstoffhof bringt: Er hat u.a. schon alte Fahrräder gefunden, einen verrosteten Auspufftopf, ein Set von hochwertigen Kochtöpfen mit Geschirr, alte Matratzen und vieles mehr. Man glaubt gar nicht, was Menschen alles in den Wald werfen.
  10. Viele Menschen in meinem Netzwerk spenden nicht nur Geld, sondern auch Dinge, wie z.B. Kleidung an die Kleiderkammern der Diakonien, Textilien, Lebensmittel, z.B. für die örtlichen Tafeln, Hygieneartikel z.B. für Frauenhäuser sowie technische Ausrüstung. Als im Juni 2013 Menschen in Bayern ihr Zuhause verloren, rief die Ebersbergerin Veronika Hochreiter spontan eine Hilfsaktion ins Leben, um den Flutopfern zu helfen. Sie konnte Freunde und Bekannte zum Mitmachen motivieren. Ich habe damals einige Kleinmöbel gespendet und war froh, helfen zu können.

Sie sehen, es gibt viele Möglichkeiten und Gelegenheiten, etwas für Menschen in Not, für Tiere oder die Natur tun zu können. Und es muss nicht immer Geld sein! Ich war sehr beeindruckt von dem Engagement der Menschen in meinem Umfeld. Es passiert so viel Gutes, dafür bin ich sehr dankbar. Viele Menschen denken an ihr Karma, wenn sie spenden oder handeln aus der Christenpflicht heraus. Ich betrachte Spenden tatsächlich als eine Investition in eine bessere Zukunft, eine ganz besondere Art der Vermögensbildung sozusagen.

Wie investieren Sie Ihr Geld in den guten Zweck? Welche Erfahrungen möchten Sie weitergeben?