Mit 20 ist die Beziehung noch leicht: Man denkt an Candlelight-Dinner, Urlaub und die erste eigene Wohnung. Doch je älter wir werden, desto schwieriger kann sich das Thema Geld in einer Beziehung entwickeln: Kinder, Hausbau, Scheidung. Nicht immer finden Paare gerechte Lösungen. In diesem Beitrag: Wie man es vermeidet, dass Amors Pfeile am Geldtresor abprallen und wie man es erreicht, dass die Finanzen eine Beziehung nicht belasten, sondern stärken.
Kennen Sie auch die Werbung der Partnerbörsen im Fernsehen? Alle X Minuten verliebt sich da jemand. Ich frage mich oft, wie es wohl danach weitergeht: Alle wieviel Minuten bekommt ein Paar ein Kind, bleibt glücklich zusammen, bis dass der Tod sie scheidet – oder vielleicht auch nicht? Denn nicht immer gibt es ein Happy End: Viele Hochzeiten, aber auch viele Trennungen habe ich in meinem Umfeld schon erlebt – aus den unterschiedlichsten Gründen. Manche Paare hatten sich auseinandergelebt, einige stellten fest, dass sie doch nicht zusammenpassten oder es gab neue Partner. Und bei manchen zeigten sich nach einer gewissen Zeit ganz unterschiedliche Strategien, was das Ausgeben oder Verwalten von Geld angeht.
Oft sehe ich, dass die Frauen in Beziehungen die finanziell Kürzeren ziehen, vor allem, wenn sie durch Erziehungszeiten beruflich zurücktreten. In der Rentenphase wirkt sich das katastrophal aus:
- Frauen verdienen sowieso weniger: Zwischen Männern und Frauen liegt offiziell eine Lohnlücke von 21 Prozent.
- Die Familienphase hat Auswirkungen auf die Alterssicherung: Frauen erhalten bis zu einem Viertel weniger Rente als Männer.
- Wer pflegt, verliert: In keinem OECD-Land ist die Rentenlücke so groß wie in Deutschland.
Es gibt noch viel zu tun in Sachen Geld-Gerechtigkeit in Beziehungen, denn diese Phänomene beobachte ich immer wieder:
- Frauen geben die Kontrolle über Geld sehr häufig an Männer ab, weil es ihnen keinen Spaß macht, sich damit zu beschäftigen. Frauen behaupten, sie hätten kein Talent dazu, ihnen fehle das Fachwissen oder das glückliche Händchen.
- Geld ist Macht: Je höher der soziale Status der Männer ist, desto eher behalten sie sich die Verfügungsgewalt über das Geld vor. Ich habe Witwen erlebt, die erst nach dem Tod ihres Mannes erfahren haben, wie wohlhabend sie wirklich waren.
- Durch Pflege- und Familienphasen entstehen Ungleichgewichte und Abhängigkeiten, die den Handlungsspielraum vieler Frauen im Alter drastisch einschränken.
- Und wenn der Mann geht, bedeuten Kinder für die Frauen das Armutsrisiko Nummer eins.
Gute Geldstrategien können Paare zusammenschweißen
Ich bin seit vielen Jahren sehr glücklich verheiratet. Aber das ist uns natürlich nicht in den Schoß gefallen: Meinem Mann und mir war von Anfang an klar, dass man in einer Beziehung vieles einbringen muss: Kompromissbereitschaft, Engagement, Zuhören und viel viel Liebe! Immer wieder aufs Neue finden wir heraus, was uns guttut und was wir gemeinsam tun wollen. Auch das Thema Geld war für uns eine Expedition mit Erkundungen und Umwegen, dem Finden und Ziehen von Grenzen, aber auch ein Entdecken von Neuland.
Wir haben festgestellt, dass dieses kontinuierliche Kalibrieren unserer Beziehung in Sachen Geld eine wichtige Aufgabe ist, denn so manches Lebensereignis wirft eingeschliffene Routinen durcheinander, so z.B.:
- Ein Studium,
- ein Kind, noch ein Kind,
- der Wechsel von Selbstständigkeit zum Angestelltendasein – oder umgekehrt – sowie
- das Bevorstehen der Rente.
Es ist ein Auf und Ab: Mal verdient einer von uns über eine gewisse Phase hinweg mehr oder weniger Geld. Dann kommt gelegentlich ein neuer Ausgabenfaktor dazu, z.B. wenn das Kind studiert oder ein Auto oder eine Immobilie angeschafft wird. Dazu kommt, dass wir ganz unterschiedliche Geldstrategien von unseren Familien mitbekommen haben: Ich als Sparfüchsin traf auf einen sehr gelassenen Geldtypus, da mussten wir unser Gleichgewicht erst finden.
Dein, mein, unser Geld
In unserer Beziehung sind diese sechs Erfolgsfaktoren ausschlaggebend für ein gewinnbringendes Gleichgewicht und Geldzufriedenheitsgefühl:
- Wir pflegen absolute Transparenz über Einnahmen und Ausgaben auf beiden Seiten. Wir bestreiten unseren Lebensunterhalt aus einem gemeinsamen Konto.
- Wir legen größten Wert auf Ehrlichkeit und Offenheit in Bezug auf unsere Ziele und Wünsche, deshalb unterhalten wir uns oft darüber, wofür wir Geld gerne ausgeben und worauf wir gerne sparen möchten. Unser Lebensstil entspricht unseren Bedürfnissen.
- Wir sind gleichberechtigte Partner, auch wenn mal einer weniger verdient als der andere, und pflegen einen respektvollen Umgang miteinander.
- Wir treffen unsere Geldentscheidungen gemeinsam. Es ist wichtig, dass wir uns in den wichtigen Lebensbereichen einig sind über das, was wir erreichen, anschaffen oder tun wollen und jeder mit seinen Wünschen und Zielen zum Zuge kommt.
- Jeder von uns übernimmt Aufgaben, die mit unseren Finanzen zu tun haben: Buchhaltung, Steuererklärung, Vermögensbildung, Etablieren eines Sicherheitsnetzes.
- Wir kennen unsere individuellen Geldgeschichten, Erlebnisse und Geldtalente, es gibt da keine Tabuthemen.
Sehr oft beobachte ich bei Paaren, dass die Erwartungshaltungen an den Partner nicht deutlich ausgesprochen werden. Doch Frauen können in einer Beziehung das Ruder herumreißen, wenn sie ihre Lebensplanung selbst in die Hand nehmen. Wenn sie sich Zeit nehmen,
- herauszufinden, wo sie in ihrem Leben stehen.
- klar für sich zu definieren, welche Lebensthemen, Werte und Sehnsüchte im Vordergrund stehen.
- aufzuspüren, was Geld ihnen bedeutet und wie ihnen Geld bei ihren Zielen hilft.
- Konflikte und Blockaden, die mit Geld zusammenhängen, anzuschauen und loszulassen.
- neu gewonnene Klarheit und Energie für innovative und kreative Entscheidungen einzusetzen.
Für viele Frauen hat es sich als hilfreich erwiesen, sich in einer geschützten Atmosphäre freudvoll mit dem Thema Geld auseinanderzusetzen. Und vor allem eigene Wünsche und Lebenspläne zu erkunden, um herauszufinden, wann man wie viel Geld benötigt, und wie der Weg dahin aussehen kann.
Lebenspartner gehören bei der Finanzplanung an einen Tisch
Männer präferieren häufig riskantere Anlagen, wohingegen ich immer wieder erlebe, dass sich Frauen zu konservativeren Geldanlagen hingezogen fühlen. Dabei wollen viele Männer ihre Anlagepräferenz mit der Begründung, mehr Gewinn erwirtschaften zu können, durchsetzen. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass das nicht gut geht, da die Frauen etwas mittragen sollen, hinter dem sie nicht stehen können.
Als gute Lösung erwies sich für viele Paare z.B. mein Konzept, die Beträge zu splitten. Für die Frau kann beispielsweise eine konservativere Rentenversicherung ausgewählt werden und für den Mann risikoreichere Investmentfonds oder unternehmerische Beteiligungen.
Paare, die gemeinsam über ihre Geldangelegenheiten verfügen, berate ich zusammen. Das Ergebnis: Beide (Ehe-)Partner sind auf dem gleichen Wissensstand und können gemeinsam eine Entscheidung auf Augenhöhe treffen.
Geldtalente entwickeln und nutzen
Zudem ist nicht bei allen Paaren schon über alles gesprochen worden. Häufig entdecke ich in meinen Geldberatungsgesprächen, dass z.B. in Bezug auf Arbeiten, Kinderbetreuung und Unterstützung im Haushalt unausgesprochene Unklarheiten herrschen. Ich finde diese vier Kriterien sehr wichtig, wenn es um die gemeinsame Finanzplanung in einer Beziehung geht:
- Beide Partner müssen ehrlich zueinander sein: Alle Fakten auf den Tisch legen und ihre Wünsche aussprechen.
- Alle beiden Partner müssen zuhören und die Wünsche des anderen gelten lassen.
- Beide Partner müssen sich nicht nur einmal mit dem Thema Geld befassen, sondern immer wieder aufs Neue, denn Lebensverhältnisse, Wünsche und Ziele ändern sich im Laufe der Zeit!
- Beide Partner sollten ihre individuellen Stärken und Kompetenzen bei der Finanzplanung nutzen. Der eine liest gerne den Wirtschaftsteil der Zeitung und informiert sich ausführlich über Anlagestrategien? Der andere liebt „Papierkram“ und Administratives? Hier können sich beide Partner gut ergänzen.
Vielleicht haben Sie das auch schon erlebt: In einer Beziehung ist Geld ein wichtiger Faktor. Wer hier keine Einigkeit finden kann, steht vor einem gewaltigen Hindernis. Deshalb: Reden, reden, reden! Der Austausch hilft dabei, Verständnis zu schaffen, Vertrauen aufzubauen und nicht nur Missverständnisse, sondern auch Streitigkeiten zu vermeiden.
Finanzielle Ungleichgewichte können die Liebe empfindlich stören, z.B. wenn ein Partner viel mehr Geld zur Verfügung hat als der andere. Oder wenn Kinder aus einer vorangegangenen Beziehung finanzielle Ansprüche stellen. Manchmal geht jemand aus einer Scheidung mit großen Verlusten heraus – emotional und / oder finanziell – und sucht unabhängig von einem neuen Partner nach einem gesicherten Lebensmodell, in dem sie / er nicht mehr so angreifbar ist. Ja, das „Sichzusammenraufen“ in Sachen Geld kann eine anspruchsvolle Aufgabe sein. Da hilft es, sich Unterstützung zu suchen, sich Alternativen aufzeigen zu lassen und sich wirklich intensiv mit den einzelnen Themen zu befassen!
Übrigens: Manche Paare haben nach einer Beratung bei mir auch schon geheiratet – das hat mich besonders gefreut!
„Über Geld spricht man nicht.“ Das war der Leitsatz vieler Generationen und er hat immer wieder Paare ins Unglück geführt. Ich trete mit meiner Arbeit jeden Tag dafür an, dass Menschen über ihr Geld, ihr Leben, ihre Träume und Wünsche sprechen, um sie verwirklichen zu können. Das ist meine Mission!
Sie wünschen sich ein Happy End? Ich bin gerne an Ihrer Seite!
Ihre
Annegret Kitzmann-Schubert
Lesen Sie dazu auch: Wie Geld, Liebe und Beziehung zusammenspielen: Interview mit Manuela Motzel

Goldener Onlineabend „Geld, Liebe und Beziehung“ am 26.2.2021 mit Manuela Motzel und Annegret Kitzmann-Schubert
Mein Interview-Gast beim Goldenen Onlineabend „Geld, Liebe und Beziehung“ ist die systemische Beraterin Manuela Motzel. Sie begleitet Menschen in Veränderungsprozessen und empowert sie in ihrer eigenen Entwicklung.
Manuela verrät uns ihre alltagstauglichen Strategien, wie wir gesunde und nährende Beziehungen aufbauen können – zu uns selbst, zu anderen und auch zu Geld.
Wertschätzungsbeitrag: 30 Euro (inkl. MwSt.). Der Abend am 26.2.2021 ist bereits ausgebucht, aber melden Sie sich gerne bei mir, wenn Sie sich für eine Teilnahme zu einem späteren Termin interessieren.